Ist ein Upgrade ihrer Drupal-Webseite erforderlich?

Ist ein Upgrade ihrer Drupal-Webseite erforderlich?

Gut acht Jahre nach dem Erscheinen von Drupal 6 hat dieses nun mit der Freigabe der stabilen Version von Drupal 8 sein "End-of-Life" erreicht. Nachdem wir mit mehreren unserer Kunden darüber diskutiert haben, was dies für ihre Webseiten bedeutet, möchten hier einen Überblick über die aktuelle Situation und mögliche Optionen geben.

Das neue Drupal 8

Mit dem aktuellen Erscheinen von Drupal 8 endet der offizielle Support für Drupal 6. Das bedeutet, dass

  • es keine neuen Updates des Drupal-Core mehr geben wird,

  • das Drupal Sicherheitsteam keinen Support mehr leisten und keine Sicherheitsupdates mehr veröffentlichen wird,

  • Drittmodule für Drupal 6 offiziell nicht länger unterstützt, upgedated oder dokumentiert werden.

Man ist also bei einer Drupal 6-Seite darauf angewiesen, dass man noch Unterstützung in der Community findet.

Für alle, die derzeit Drupal 6 einsetzen,bedeutet dies, dass es unbedingt erforderlich ist, sich Gedanken über die Zukunft der Webseite zu machen. Dabei stellen sich vor allem folgende Fragen:

  • Reicht es aus, die Sicherheit der Seite, durch zusätzliche Maßnahmen zu verbessern?

  • Ist ein Upgrade auf eine neuere Drupal-Version erforderlich?

  • Welches ist die bessere Wahl bei einem Upgrade, Drupal7 oder Drupal 8?

Viele Faktoren spielen bei der Beantwortung dieser Fragen eine Rolle. Besitzt die Webseite komplexe Funktionen, die ggf. durch speziell programmierte, eigene Module realisiert wurden? Wieviele Module müssen upgegradet werden? Ist es schwierig oder eher einfach, das verwendete Theme upzugraden oder muss ein neues verwendet werden, damit die Seite beispielsweise für Mobilgeräte optimiert wird?

In den meisten Fällen empfiehlt es sich, zunächst einmal einen Schritt zurück zu gehen und die bestehende Drupal-Webseite zu bewerten: Erfüllt sie noch alle Anforderungen, die man aktuell an seine Seite stellen würde? Nicht selten ist ein einfaches Upgrade nicht ausreichend und ein umfangreicheres Redesign empfehlenswert. Falls dieses ohnehin schon angedacht wurde, ist es kostengünstiger, dieses mit dem Upgrade zu verbinden.

Soll ich meine Webseite auf Drupal 7 oder Drupal 8 upgraden?

Auch wenn das neue Drupal 8 mit vielen neuen Funktionen glänzt, die bisher nicht oder nur durch Dritt-Module realisierbar waren, ist in vielen Fällen immer noch Drupal 7 das System der Wahl.

Zum einen handelt es sich um eine ausgereifte Software, für die es viele Dritt-Module als Erweiterungen gibt, mit denen man sehr viele Anforderungen realisieren kann, ohne eigenen Programmcode schreiben zu müssen. So kurze Zeit nach dem Erscheinen der neuen Drupal-Version stehen viele dieser Module noch gar nicht für Drupal 8 zur Verfügung. Erfahrungsgemäß kann es noch weitere 6 bis 12 Monate dauern, bis sich diese Situation entscheidend verbessert hat.

Zum anderen kann man damit rechnen, dass Drupal 7 noch weitere 4 Jahre oder (wahrscheinlich) länger supportet wird.

Ausschlaggebend für die Entscheidung, ob ein Upgrade auf Drupal 7 oder Drupal 8 erfolgen sollte, ist die Bewertung der Situation bei den eingesetzten Dritt-Modulen. Dabei sollte auch die Struktur der Inhalte analysiert werden. Häufig bietet es sich an, bei einem Upgrade die Inhaltestruktur zu vereinfachen. Dies kann auch zu einer Vereinfachung der redaktionellen Arbeiten führen.

Was ist, wenn ich keine Ressourcen für ein Upgrade meiner Drupal-Webseite habe?

Eine Drupal 6-Webseite ist in der Regel mindestens 5 Jahre alt. Es drohen mit dem Wegfall des Supportes Sicherheitslücken. Diese sind umso wahrscheinlicher, je offener die Seite für Besucher ist. Handelt es sich um eine Community-Seite mit zahlreichen, nicht näher verifizierten und damit weniger vertrauenswürdigen Usern, oder bietet die Seite die Möglichkeit Kommentare oder User-Content einzustellen, so sind die Risiken erheblich höher, als wenn nur eine handvoll bekannter Benutzer Zugang zum Backend hat. Hier sollte zumindest geprüft werden, ob man z.B. das Login-Formular stärker absichern kann oder potenziell sicherheitsrelevante Funktionen (wie Kommentare) ganz abschaltet.

Zu weiteren Schwierigkeiten kann es mit der Hosting-Umgebung bei verschiedenen Anbietern kommen. In diesem Fall kann zumindest vorübergehend Abhilfe durch die Wahl spezieller Hosting-Accounts oder einen Anbieterwechsel geschaffen werden.

Durch diese Maßnahmen läßt unter Umständen Zeit gewinnen, bis ein Budget für ein Upgrade zur Verfügung steht.

Gelingt dies nicht, sollte man die Zukunft seiner Seite nicht aus den Augen verlieren und notfalls ein Downgrading der Webseite zu einer statischen Seite oder einen Wechsel des CMS in Betracht ziehen.

Macht ein Upgrade meiner Drupal 7 Webseite auf Drupal 8 Sinn?

Da Drupal 7 noch auf Jahre hinaus supportet wird und viele neue Funktionen für Drupal 8 auf die Version 7 zurück portiert werden, ist derzeit ein Wechsel auf Drupal 8 nicht empfehlenswert. Eine Ausnahme kann sich ergeben, wenn ohnehin ein umfassender Relaunch der Seite angedacht ist. Dann sollte man die Option eines Upgrades zumindest prüfen, da das Upgrade die Lebensdauer der Seite erheblich verlängert und die Kosten u.U. geringer sind, als wenn später ein eigenständiges Upgrade erfolgt.

Womit sollte ich eine neue Webseite aufbauen?

Wenn eine völlig neue Seite geplant ist, sollte Drupal 8 gewählt werden, sofern die Anforderungen mit dieser Version und den derzeit verfügbaren Dritt-Modulen realisierbar ist. Ist dies nicht der Fall und sind die fehlenden Funktionen kritisch, empfiehlt sich in der Regel der Einsatz von Drupal 7. Zwar lassen sich fehlende Funktionen durch eigenen Programmcode nachrüsten. Die Kosten hierfür sind aber um ein Vielfaches höher, als wenn vorhandene Module zum Einsatz kommen, die nur konfiguriert werden müssen. Die längere Lebensdauer einer Drupal 8 Installation muss dabei natürlich mit einkalkuliert werden.

Fazit

Wer derzeit noch eine Webseite mit Drupal 6 betreibt sollte unbedingt die Zukunft seiner Seite planen. Momentan ist der Handlungsbedarf aber noch nicht dringend. Dies wird sich jedoch im Laufe der Zeit ändern, da die Anzahl der Drupal 6 Seiten im Einsatz ebenso abnehmen wird wie die Bereitschaft der Community, für dieses System oder die dazugehörigen Dritt-Module noch Support zu leisten.